Bluthochdruck- die unterschätzte Gefahr
Bluthochdruck haben viele meiner Patienten und möchten wissen, was ich mit chinesischer Medizin und dem ganzheitlichen Ansatz für sie tun kann. Ich habe es gut, denn wenn Patienten mit Bluthochdruck zu mir kommen, hat im Regelfall schon ein Internist, Kardiologe oder Hausarzt gute Arbeit geleistet.
Die Warnzeichen für Bluthochdruck sind oft vage und mild: viele merken es gar nicht, manche klagen über Unwohlsein oder Kopfschmerzen Wer nachts häufig auf die Toilette muss, tut gut daran, seinen Blutdruck zu kontrollieren, da das ein frühes Warnzeichen sein kann.
Beim Blutdruck messen wir zwei Werte: der erste, der systolische Blutdruck, sollte möglichst um 120 mm HG bzw. leicht darunter liegen. Der zweite Wert, der diastolische Blutdruck, sollte um 80 mm HG oder darunter liegen. Werte zwischen 120- 129 (systolisch) und 80-84 (diastolisch) gehen auch gerade noch durch, sind aber schon nicht mehr optimal. Bei allem, was darüber liegt, sollte man aktiv werden, um spätere Schäden an den Gefäßen, insbesondere am Herz und am Gehirn zu vermeiden. Ein nicht behandelter Bluthochdruck kann enorme Schäden anrichten und unter anderem auch an der Entstehung einer Demenz beteiligt sein. Zudem wissen wir, dass ein schlecht behandelter Bluthochdruck das Leben leider um viele Jahre verkürzen kann.
Äußerst selten steckt eine Grunderkrankung, wie beispielsweise eine Nierenerkrankung, hinter dem Bluthochdruck. Das ist aber wirklich selten. Bei den allermeisten Formen des Bluthochdrucks finden wir KEINE Ursache. Allerdings stellt unser westlicher Lebensstil oft die Weichen dafür, dass ein Bluthochdruck überhaupt entstehen kann: falsches und zu üppiges Essen, Übergewicht – schon ein leichtes Übergewicht kann Bluthochdruck fördern, viel zu wenig Bewegung im Alltag und zu wenig Sport, dafür viel Stress und Hektik, was zu dauerhaft erhöhten Cortisolspiegeln führt, was wiederum Bluthochdruck begünstigt.
Natürlich kann man gegen Bluthochdruck Medikamente einnehmen. Das ist auch in den meisten Fällen sinnvoll. Nicht selten haben diese Medikamente eine nicht unerhebliche Liste an Nebenwirkungen. Und man kann als Patient viel selbst tun, um den Blutdruck auf natürliche Weise zu verbessern und Medikamente einzusparen. Das sind alles Dinge, die bei meinen Patienten nicht gerade Begeisterung auslösen:
Die medizinische Studienlage ist eindeutig: wir wissen heute, dass schon ein Glas Wein oder Bier pro Tag das Risiko für einen Bluthochdruck um immerhin 60 Prozent steigert. Wer zwei Gläser Alkohol pro Tag trinkt, steigert das Risiko sogar um knapp 80 Prozent.
Auch das Körpergewicht spielt eine große Rolle. Immer wieder erlebe ich es, dass Patienten, die erfolgreich einige Kilo abnehmen, mir stolz erzählen, dass sie ihre Blutdruckmedikamente reduzieren konnten. Als Faustformel gelten pro 5-10 Kilo Gewichtsabnahme 5-10 mmHG weniger. Das klingt nicht so viel, kann aber ein Baustein von vielen sein. Beim Abnehmen kann man sich am BMI (body-mass-index) sehr gut orientieren, und BMI-Rechner gibt im Internet. Der BMI sollte zwischen 20 und 24 liegen. Neben dem Ziel, Normalgewicht, bzw. sogar ein Gewicht im niedrigen Bereich des Normalgewichts zu bekommen, ist es auch wichtig WAS man isst und trinkt. Bei der Ernährung sollte man auf reichlich frisches Gemüse setzen, auch viele Obstsorten, wie beispielsweise Heidelbeeren oder Himbeeren sind günstig. Gemüse ist oft sehr reich an Kalium, was entwässernd wirkt – gut für den Blutdruck. Fleisch sollte eine Ausnahme sein, und verarbeitetes Fleisch in Form von Salami, Würstchen etc. sollte man ganz weglassen, das Gleiche gilt für Fertiggerichte, die oft große Mengen an Salz enthalten. Sparsamer zu salzen ist für Patienten mit Bluthochdruck ratsam. Einige Gewürze scheinen positive Wirkungen auf den Blutdruck zu haben, z.B. grüne Kräuter, Brennessel, Knoblauch oder auch Kardamon.
Eine weitere wichtige Säule, um den Blutdruck in den Griff zu bekommen ist die Bewegung. Ein Sonntags- Spaziergang ist ein guter Beginn, reicht aber leider bei weitem nicht aus. 3-4 Mal pro Woche Sport, und zudem lange, möglichst tägliche (!) flotte Spaziergänge oder Fahrradtouren, Aufzug meiden und die Treppe nutzen- das beeindruckt den Blutdruck nachhaltig. Beim Sport ist es wichtig, etwas zu finden, was einem Freude macht, sonst bleibt man nicht lange dran. Und wer lange keinen Sport gemacht hat, der ist besser beraten, in kleinen Schritten wieder einzusteigen. Es kann sinnvoll sein, seinen Hausarzt vor dem (Wieder-) Einstieg in den Sport zu besuchen, ob irgend etwas dagegen spricht. Die meisten Ärzte freuen sich, wenn ihre Patienten wieder mehr Sport machen und unterstützen das gerne.
Das nächste wichtige Thema ist Stress-Abbau. Viele Menschen merken den Stress gar nicht mehr, haben aber typische Symptome wie schlechten Schlaf, Zähne-Knirschen, Nackenverspannungen und vieles mehr. Stress-Abbau kann auf viele verschiedene Wege gelingen, da ist jeder anders. Die meisten meiner Patienten wissen ganz genau, in was für Momenten sie gut entspannen können. Das ist bei dem Einen die warme Badewanne nach der Arbeit, der nächste nutzt einen Meditations-App, andere machen Yoga oder Massagen, oder andere gehen in den Wald zum Holz hacken. Auch einfach mal tief durchatmen in stressigen Phasen kann Wunder wirken. Und die Wahrnehmung auf Dinge zu ändern. Darüber habe ich schon mehrfach geschrieben.
Die meisten Patienten können mit Änderungen ihres Lebensstils eine deutliche Verbesserung ihres Blutdruckes erreichen. Nicht immer gelingt es, ganz auf Medikamente zu verzichten, aber es ist schon ein Erfolg, wenn man statt drei verschiedenen nur noch eins nehmen muss.
Und wie hilft die chinesische Medizin? Man kann mit bestimmten Punktkombinationen den Blutdruck recht gut senken. Das passiert überwiegend über einen entspannenden, das vegetative Nervensystem regulierenden Effekt. Meiner Erfahrung nach sprechen am besten die Patienten auf Akupunktur an, deren Blutdruck vorwiegend stressbedingt steigt. Das sind dieselben Patienten, die am Wochenende und im Urlaub merken, dass ihr Blutdruck niedriger ist als sonst (oder die beim Arzt immer höhere Werte haben als zuhause). Zudem kann man mit TCM eine Ernährungsumstellung sehr gut begleiten, denn viele Patienten sind gut motiviert, die Ernährung zu verbessern, aber wissen einfach nicht so recht, wie. Da gibt es einfache Empfehlungen, wie beispielsweise Wassermelone zu essen. Heute wissen wir, dass in Wassermelone reichlich Citrullin enthalten ist, daraus kann der Körper die Aminosäure Arginin herstellen. Arginin hat viele positive Wirkungen, unter anderem ist es günstig für den Muskelaufbau, Arginin schreibt man auch eine gefäßerweiternde und blutdrucksenkende Wirkung zu. Lebensmittel wie Kürbiskerne, Erdnüsse, Mandeln, Garnelen, Sojabohnen sind ebenfalls reich an Arginin.
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