Gesunde Gewohnheiten - wie man es schafft, motiviert zu bleiben.
„Aber ich kann mich dazu einfach nicht motivieren“…..jeden Tag höre ich das. Die Menschen suchen immer nach der Zauberformel für Motivation. Kaum jemand spricht dagegen über GEWOHNHEITEN. Mal ehrlich, wie motiviert sind Menschen, sich morgens die Zähne zu putzen? Frühstück für die Familie zu machen? Zur Arbeit zu gehen? Das Auto zu tanken, wenn es keinen Sprit mehr hat…Vermutlich überhaupt nicht, aber SIE MACHEN ES EINFACH. Warum? Weil es eine GEWOHNHEIT ist.
Menschen, die regelmäßig Sport machen, die vermissen das richtig, wenn sie mal wirklich nicht dazu kommen. Jemand, der regelmäßig gesundes, frisches Essen isst, der wird ganz unglücklich, wenn er über Tage mit Fertigessen vorlieb nehmen muss. Wer sich daran gewöhnt hat, abends vor dem Fernseher eine halbe Flasche Wein zu trinken, der hat das schöne Ritual („ich sitze hier gemütlich vor dem Fernseher, lege die Beine hoch, und mache mir einen entspannten Abend“) einfach nur verknüpft mit einer unguten Gewohnheit (die halbe Flasche Wein, die Tüte Chips, die Tafel Schokolade, oder was auch immer). Dann fühlt es sich anfangs merkwürdig an, statt dessen zum Beispiel eine schöne Tasse Tee zu trinken.
Das dauert dann eine Weile, bis man sich an ein neues Ritual gewöhnt hat, aber mit der Zeit wird das völlig normal. Leider ist das Gehirn nicht gerade der beste Freund, wenn es darum geht, gesünder zu leben – und viele Rituale sind vielleicht auch schon über viele Jahre „eingeübt“ – dann dauert das ein bisschen.
Viele meiner Patienten haben dabei nur ein bestimmtes Zeitfenster, in dem sie sich schwer tun. Nehmen wir das Beispiel Ernährung, vielen gelingt es den ganzen Tag, gut und gesund zu essen, bis dann der Abend kommt und die „Belohnungen“ für den anstrengenden Tag. Oder manche machen ein paar Wochen ihre Sport-Übungen, merken auch, das tut ihnen gut, aber hören dann einfach auf. Was ist dann passiert?
Gerade hatte ich so einen Patienten. Wenn er morgens seine Übungen gemacht hatte, waren seine Rückenschmerzen immer wie weggefegt. Nur oft kam er nicht dazu – kleine Kinder, noch ein schnelles Frühstück mit der Frau, und nach der Arbeit war er zu müde. Das ist eine Situation, die ich gut kenne und auch verstehe. Hier nutzt es nichts, noch ein schlechtes Gewissen zu machen (so in die Richtung: „also wenn Ihnen das wirklich wichtig wäre, dann würden Sie das aber machen“). Wir haben zusammen überlegt, wie er das denn realistisch lösen könnte, und jetzt macht er morgens im Bad direkt zwei, drei Mini-Übungen (das war machbar) und stoppt zweimal pro Woche VOR der Arbeit noch für eine kleine Trainingseinheit eine halbe Stunde im Fitness-Studio (das war auch machbar, und schon mal ein guter Beginn).
Mittlerweile tut ihm das so gut, dass er jetzt auch am Wochenende öfter mal eine Stunde Sport einplant. Ich bin sicher, in einem halben Jahr ist das eine schöne Gewohnheit geworden, die er nicht mehr missen möchte.
Genauso ist es mit gesunden Ernährungsgewohnheiten. Wenn man da mal ein paar Wochen dranbleibt, dann ist das völlig normal. Dazu kommt, dass wir heute aus Studien wissen, dass sich die Darmflora ganz schnell darauf einstellt, und man dann wirklich auch mehr Appetit auf die ganzen gesunden, frischen Sachen bekommt, und die anderen Sachen gar nicht mehr so gerne essen mag. So stimmt es wirklich, wenn manche Leute, die von Natur aus eher gesund essen, sagen, dass ihnen das einfach besser schmeckt. Aller Anfang ist schwer, und mit der Zeit wird das eine Routine, über die man gar nicht mehr nachdenken muss.
Ein weiterer Punkt zur Motivation, das sind die Gedanken drumherum. Dazu ein Beispiel: jemand, der sich überlegt, Kinder zu bekommen, oder einen Hund, der denkt nicht die ganze Zeit an die ganze viele Arbeit, oder den Dreck, sondern an die schönen Dinge, die das mit sich bringt. So ähnlich ist es bei den gesunden Gewohnheiten auch. Nehmen wir das Beispiel Sport. Wer gar keinen Sport macht, der denkt vielleicht so etwas wie “oje, da bin ich danach total verschwitzt oder erschöpft”, “ich werde mich bestimmt blamieren”, “ich bin völlig unsportlich” oder viele andere negative Gedanken. Jemand, der gerne und regelmäßig Sport macht, der denkt ganz anders. Der WEISS einfach, wie gut er sich fühlt nach dem Training, wenn er danach unter der Dusche steht, wie zufrieden man danach ist, wie gut sich das anfühlt. Und deswegen macht man das immer wieder. Dazwischen liegt nur ein kleiner Grat der ständigen Gewohnheit - vielleicht in kleinen Schritten anfangen und dann langsam herantasten. Nach einer Weile wird das ganz einfach - darauf kann man vertrauen.
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